Übungsblatt 3
Testtheorie
Fünf zufällig gezogene Personen haben auf drei Items eines Tests wie folgt geantwortet:
Bestimmen Sie die Schätzwerte für \(E(X_{1})\), \(E(X_{2})\), \(E(X_{3})\), \(Var(X_{1})\), \(Var(X_{2})\), \(Var(X_{3})\), \(Cov(X_{1}, X_{2})\), \(Cov(X_{2}, X_{3})\), \(Cov(X_{1}, X_{3})\).
LösungDer Mittelwert von Item 1 ist \(\bar{x}_{1}\) = 2.8
Der Schätzwert für \(E(X_{1})\) ist somit 2.8Der Mittelwert von Item 2 ist \(\bar{x}_{2}\) = 3.2
Der Schätzwert für \(E(X_{2})\) ist somit 3.2Der Mittelwert von Item 3 ist \(\bar{x}_{3}\) = 2.4
Der Schätzwert für \(E(X_{3})\) ist somit 2.4Die Varianz von Item 1 ist \(s_{1}^{2}\) = 1.7
Der Schätzwert für \(Var(X_{1})\) ist somit 1.7Die Varianz von Item 2 ist \(s_{2}^{2}\) = 2.2
Der Schätzwert für \(Var(X_{2})\) ist somit 2.2Die Varianz von Item 3 ist \(s_{3}^{2}\) = 1.3
Der Schätzwert für \(Var(X_{3})\) ist somit 1.3Die Kovarianz von Item 1 und Item 2 ist \(cov(x_{1}, x_{2})\) = 1.55
Der Schätzwert für \(Cov(X_{1}, X_{2})\) ist somit 1.55Die Kovarianz von Item 2 und Item 3 ist \(cov(x_{2}, x_{3})\) = 1.4
Der Schätzwert für \(Cov(X_{2}, X_{3})\) ist somit 1.4Die Kovarianz von Item 1 und Item 3 ist \(cov(x_{1}, x_{3})\) = 1.35
Der Schätzwert für \(Cov(X_{1}, X_{3})\) ist somit 1.35Nennen Sie die zwei Axiome der klassischen Testtheorie.
LösungAxiom 1: Für jedes Item i ist \(\tau_{i}\) die Zufallsvariable, deren Realisation der wahre Wert \(\tau_{iPerson}\) der Itemantwort der zufällig gezogenen Person ist
Axiom 2: \(\epsilon_{i} = X_{i} - \tau_{i}\)
Nehmen Sie an, die erste Person aus der Stichprobe in Aufgabe 1 hätte auf den drei Items die wahren Werte \(\tau_{1Person} = 2.7\), \(\tau_{2Person} = 3.5\) und \(\tau_{3Person} = 3\). In welchen Werten hätten sich dann die Fehlervariablen \(\epsilon_{1}\), \(\epsilon_{2}\) und \(\epsilon_{3}\) realisiert?
LösungIn den Werten:
\(3 – 2.7 = 0.3\),
\(4 – 3.5 = 0.5\) und
\(2 – 3 = -1\)Bonus: Beweisen Sie mithilfe der Axiome und Folgerungen aus den Vorlesungsfolien die folgende weitere Folgerung:
\(Cov(X_{i}, \epsilon_{i}) = Var(\epsilon_{i})\)
Was bedeutet diese Folgerung?
Hinweis: Sie benötigen Folgerung E1, Kovarianzrechenregeln C7, C3 und Folgerung E4.
Lösung\(Cov(X_{i}, \epsilon_{i}) = Cov(\epsilon_{i} + \tau_{i}, \epsilon_{i}) = Cov(\epsilon_{i}, \epsilon_{i}) + Cov(\tau_{i}, \epsilon_{i}) = Var(\epsilon_{i}) + 0 = Var(\epsilon_{i})\)
Die Kovarianz der Itemantwort der zufälligen Person auf Item i mit der Fehlervariable auf Item i entspricht der Varianz der Fehlervariable auf Item i
Was ist der Unterschied zwischen \(\theta\) und \(\theta_{Person}\)? Wie hängen diese beiden Größen zusammen?
Lösung\(\theta\) ist eine Zufallsvariable, \(\theta_{Person}\) ist eine (unbekannte) Konstante.
\(\theta_{Person}\) ist der Wert einer festen Person auf der latenten Variable.
\(\theta_{Person}\) ist die Realisation der Zufallsvariable \(\theta\), falls eine Person zufällig gezogen wird.Ordnen Sie die folgenden Größen jeweils ihrer Interpretation zu:
\(E(X_{iPerson})\)
\(Var(X_{iPerson})\)
\(E(X_{i})\)
\(Var(X_{i})\)
\(E(\tau_{i})\)
\(Var(\tau_{i})\)
\(E(\theta)\)
\(Var(\theta)\)Mittelwert der latenten Variable in der Population Wahrer Wert einer Person auf Item i Mittelwert der wahren Werte auf Item i in der Population Mittelwert der Itemantworten auf Item i von unendlich vielen zufällig gezogenen Personen Varianz der Itemantworten auf Item i von unendlich vielen zufällig gezogenen Personen Varianz der wahren Werte auf Item i in der Population Varianz der Antworten einer festen Person auf Item i Varianz der latenten Variable in der Population
Lösung\(E(X_{iPerson})\): Wahrer Wert einer Person auf Item i
\(Var(X_{iPerson})\): Varianz der Antworten einer festen Person auf Item i
\(E(X_{i})\): Mittelwert der Itemantworten auf Item i von unendlich vielen zufällig gezogenen Personen
\(Var(X_{i})\): Varianz der Itemantworten auf Item i von unendlich vielen zufällig gezogenen Personen
\(E(\tau_{i})\): Mittelwert der wahren Werte auf Item i in der Population
\(Var(\tau_{i})\): Varianz der wahren Werte auf Item i in der Population
\(E(\theta)\): Mittelwert der latenten Variable in der Population
\(Var(\theta)\): Varianz der latenten Variable in der PopulationNennen Sie die Annahmen des parallelen Modells
Lösung\(\tau_{i} = \theta\) und somit \(X_{i} = \theta + \epsilon_{i}\) für alle Items i
\(Var(\epsilon_{i}) = Var(\epsilon_{i})\) für alle Itempaare i,j
\(Cov(\epsilon_{i}, \epsilon_{j}) = 0\) für alle Itempaare i,jWir betrachten einen Test mit den folgenden drei Items:
Wir nehmen an, dass für diese drei Items das parallele Modell gilt
- Um welche psychologische Variable könnte es sich hier bei \(\theta_{Person}\) handeln?
LösungDepression
- Angenommen, wir ziehen eine Person zufällig und diese hat einen Wert auf der latenten Variable von \(\theta_{Person} = 3.4\). Was bedeutet dieser Wert?
LösungDie gezogene Person hat einen Depressionswert von 3.4
- Welche wahren Werte hätte diese Person auf den drei Items?
Lösung3.4 auf allen drei Items, da im parallelen Modell \(\tau_{i} = \theta\) und deshalb auch \(\tau_{iPerson} = \theta_{Person}\) für alle Items gilt
- Angenommen, die Person kreuzt auf den drei Items tatsächlich die Werte 3, 4 und 3 an. In welchen Werten hätten sich in diesem Fall die Zufallsvariablen \(X_{2}\), \(\tau_{2}\), \(\epsilon_{2}\) und \(\theta\) realisiert?
Lösung\(X_{2}\) hätte sich in dem Wert \(x_{2} = 4\) realisiert
\(\tau_{2}\) hätte sich in dem Wert \(\tau_{2Person} = 3.4\) realisiert
\(\epsilon_{2}\) hätte sich in dem Wert \(x_{2} - \tau_{2Person} = 4 − 3.4 = 0.6\) realisiert
\(\theta\) hätte sich in dem Wert \(\theta_{Person} = 3.4\) realisiert- Erläutern Sie alle Annahmen des parallelen Modells am Beispiel dieser drei Items
LösungErste Annahme: Die durchschnittlichen Antworten einer Person auf die drei Items bei unendlich Wiederholung des Tests sind exakt gleich und entsprechen der Ausprägung der Person auf der latenten Variable Depression
Zweite Annahme: Die empirischen Varianzen der Abweichungen zwischen den durchschnittlichen Itemantworten einer Person und den tatsächlichen Itemantworten bei unendlicher Wiederholung des Tests sind für die drei Items gleich
Dritte Annahme: Die empirischen Kovarianzen der Abweichungen der tatsächlichen Itemantworten von den durchschnittlichen Itemantworten einer Person bei unendlicher Wiederholung des Tests sind für alle Itempaare Null